Norwegens Literatur ist so vielfältig wie das Land selbst. Von den Klassikern bis in die Gegenwart hinein überraschen die Autorinnen und Autoren immer wieder mit ihrem eigenständigen Blick auf ihr Land und ihre Gesellschaft. Wer vor seiner Reise in die literarische Welt Norwegens eintauchen möchte, darf sich auf spannende Leseabenteuer freuen und kommt Land und Leuten näher. ► 

 

In kaum einem anderen Land werden Autoren, Verlage und der Buchhandel so gefördert wie in Norwegen. Schriftsteller werden geschätzt und genießen einen außerordentlichen Stellenwert. Norwegen ist eine Lesenation: Mehr als 85 % der Bevölkerung lesen rund 15 Bücher im Jahr. Die nationale und internationale Verbreitung beruht auf einem System aus Buchpreisbindung, Abnahmeregelungen, der Befreiung von der Mehrwertsteuer für gedruckte Bücher und besonderen Vereinbarungen zwischen den Rechteinhabern.

 Schriftsteller und Künstler werden verehrt, mitunter auch mit Blick auf die nationale Selbstbehauptung: In der Zeit zwischen dem Ende des 14. Jahrhunderts bis 1814 wurde die norwegische Schriftsprache durch das Dänische verdrängt. Der Stillstand durch diese sogenannte „Dänenzeit“ („Dansketiden“) gilt als die dunkle Seite der nationalen Kultur. – Eine lange Phase, die bis in die Gegenwart nachwirkt.

 

 


 

 Die Klassiker

In diesem Zusammenhang blickt man in Norwegen gemessen an internationalen Maßstäben zurück auf eine relativ junge eigenständige literarische Kultur. Knut Hamsun (1859-1952) und Hendrik Ibsen (1828-1906) sind die weltweit bekannten Protagonisten eines gerade einmal rund 200 Jahre zurückreichenden eigenständigen nationalen Literaturschaffens. Besonders Werke von Ibsen erleben heute eine Renaissance. Die Theaterstücke „Nora oder ein Puppenheim“ (Kernthema Emanzipation) und „Peer Gynt“ sind nach wie vor aktuell und werden heute auch in Deutschland noch immer aufgeführt. Neben den beiden gilt Henrik Wergeland (1808-1845) als Vertreter einer Literatur des neuen Norwegen (Pflichtlektüre in den Schulen) sowie Bjørnstjerne Bjørnson (1832-1919), dem Verfasser des heutigen Nationalliedes von Norwegen, und Sigrid Undset (1882-1949) vor allem mit ihrer Trilogie „Kristen Lavransdatter“.

 

Unser besonderer Tipp: Das »Kätzchen auf Dovre« (Kjetta på Dovre) ist eine norwegische Weihnachtssage von Peter Christen Asbjørnsen (1812-1885) und Jørgen Moe (1813-1882), einfühlsam erzählt und wunderschön illustriert. Die „Grimms des Nordens“ begannen Anfang der 30er-Jahre des 19. Jahrhunderts Märchen ihrer Heimat zu sammeln, die unter dem Titel „Norske Folkeeventyr“ veröffentlicht wurden und mittlerweile auch in der deutschen Übersetzung vorliegen: „Norwegische Volksmärchen. Eine Sammlung nordischer Traditionsgeschichten“ in zwei Bänden (Verlag Severus, 2019)  

 

Schriftsteller, denen der Literaturnobelpreis zuerkannt wurde:

Bjørnstjerne Bjørnson (1903), Knut Hamsun (1920) für „Markens grøde“ („Segen der Erde“) und zuletzt Sigrid Undset (1928) „vornehmlich für Ihre … Schilderungen des mittelalterlichen Lebens des skandinavischen Nordens“.

 


 

Gegenwartsliteratur

Die älteren Leser werden sich wahrscheinlich noch an den Welterfolg von „Kon-Tiki“ erinnern, mit dem der Autor Thor Heyerdahl seine authentischen Erfahrungen bei der Überquerung des Pazifik in einem Floß aus Balsaholz beschreibt. Nach der Ersterscheinung im Jahr 1950 wurde das Buch in 70 Sprachen übersetzt und weltweit millionenfach verkauft. Ein auch heute noch lesenswerter Klassiker der jüngeren norwegischen Literatur.

Heute gehört Olav H. Hauge zu den meistgelesenen norwegischen Lyrikern vor allem mit seinen beeindruckenden Natureindrücken Westnorwegens. Karl Ove Knausgård, dem Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts als erster Debütant der norwegische Kritikerpreis verliehen wurde, ist heute einer der wichtigsten Autoren des Landes. Sein international  Aufsehen  erregendes Werk „Min Kamp“, erschienen in sechs Bänden, sorgte für durchaus kontroverse Diskussionen. Zu den meistgelesenen Autoren gehört Jostein Gaarder unter anderem mit seinem Weltbestseller „Sofies Verden“ („Sofies Welt“). Auch Autoren wie Thomas Espedal („Das Jahr“) gehören gegenwärtig auch in Deutschland zu den norwegischen Erfolgsautoren. Mit ihrem Welterfolg „Geschichte der Bienen“ (2017) brachte es Maja Lunde an die Spitze der Bestsellerliste in Deutschland und wurde für das Werk mit dem Norwegischen Buchhandelspreis ausgezeichnet.

Wem es nach „typisch Norwegen“ ist, der greift vielleicht zu einem Krimi von Jo Nesbø, Kim Småge, Karin Fossum oder Anne Holt – letztere gehören zu den bekanntesten Krimiautorinnen des Landes.

 


 

Reiselektüre / Hintergründe

Reiseliteratur zu Norwegen wird auf dem deutschsprachigen Buchmarkt zuhauf angeboten. Unter den Erscheinungen der letzten Jahre empfehlen wir unter anderen die folgenden Titel:

  • Norwegen Süd von Bernhard Pollmann; 50 ausgewählte Tal und Bergwanderungen, zwischen Oslo, Lom, Bergen und Kristiansand. Interessante Wanderungen im Land der Mitternachtssonne: Hinweise und viele Tipps aus der persönlichen Erfahrung der Autoren. Erschienen im Bergverlag Rother - München, ISBN 978-3-7633-4002-6, 159 Seiten, zahlreihe Abbildungen & ausführliche Darstellungen, Kartenmaterial
  • Baedeker Norwegen von Dr. Christian Nowak und Rasso Knoller mit zahlreichen Informationen für den Kulturreisenden, Hintergründen, Highlights, Touren durch das Land und nützlichen Informationen für den Reisealltag, ISBN 978-3-8287-4618-2, 514 Seiten, zahlreihe Abbildungen & ausführliche Darstellungen, Kartenmaterial.
  • Norwegen von Erich Spiegelhalter, Martin Schulte-Kellinghaus und Bernhard Pollmann in Bruckmanns Länderportraits, 168 S, ISBN: 978-3-7654-5087-7, faszinierende Bildeindrücke und Texte zu Regionen in Norwegen.
  • Nina Freydag; Elche, Fjorde, Königskinder (2010): Atmosphärisch sehr dichte und anregend erzählte Kurzgeschichten, die uns Land und Leute sowie Eigenheiten des norwegischen Lebens näherbringen. Einige der hier publizierten Texte der Autorin wurden in namhaften Zeitungen (FAZ, ZEIT) hierzulande zwischen 1998 und 2004 einem breiteren Publikum vorgestellt.

 

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